Samstag, 24. Mai 2014

Meine Geschichte

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Als ich etwa 5 Jahre alt war kam mein Onkel ins Krankenhaus. Er hatte stundenlang in der Wohnung gelegen- im Koma, mit einem Wert über 1000 mg/dl. Da meine Mama als MTRA im Krankenhaus arbeitet war ich schon von klein auf medizinisch interessiert und so fand ich es waaahnsinnig spannend was mein Onkel jetzt alles machen musste- natürlich nachdem der erste Schock verwunden war und es ihm wieder besser ging.
Ich wuchs also in dem Wissen auf, was Typ 1 Diabetes ist, warum man daran erkranken kann und wie es zu behandeln ist.
Kurz vor den Osterferien der zehnten Klasse begann ich, wahnsinnigen Durst zu haben und trank am Tag erst 3-4, später dann 5-6 Liter. Natürlich rannte ich dauernd auf Toilette und das auch nachts. Ich schob es zunächst auf das warme Wetter, den Sport, das Essen. Die unglaubliche Müdigkeit auf meine nächtlichen Toilettenbesuche- kennt wahrscheinlich jeder Typ-1er;)
So richtig auf die Idee, dass etwas nicht stimmen konnte, kam ich erst als ich nach den Ferien zurück zur Schule ging und ein Kumpel mich erschrocken fragte ob ich abgenommen habe. Tatsächlich hatte ich innerhalb der zwei Wochen Schulfrei 7 Kilo verloren und das obwohl ich bergeweise Essen verdrückt hatte. Auch von der Mutter meines Nachhilfeschülers und einer Lehrerin wurde ich auf meinen Gewichtsverlust und meine Konzentrationsschwierigkeiten angesprochen.
Die Geschichte meines Onkels im Hinterkopf wurstelte ich mich durch tausende Google-Seiten und ging schließlich mit meiner Vermutung zu meinen Eltern. Schön blöd kam ich mir vor, als ich ihnen sagte, dass ich glaubte, Diabetes zu haben. Aber natürlich nahmen sie mich ernst.
Es war Wochenende und wir wollten am Montag zum Arzt gehen. Meine Neugier war jedoch geweckt und so kaufte Papa mir in der Apotheke Urinteststreifen zur Bestimmung des Glukosegehalts und zack das Testfeld verfärbte sich dunkelgrün fast schwarz.
Am Montagmorgen packte ich also meine Tasche und fuhr mit meiner Mutter ins Krankenhaus- wir waren uns nun ja sicher, dass es Diabetes war und wollten den Umweg über den Hausarzt nicht machen. Davor wollte ich allerdings hundert prozentige Gewissheit haben und ließ meinen BZ in der Apotheke bestimmen: 272 mg/dl. Damit hatte ich die Wette gewonnen: Mama hatte auf über 400 getippt. Hah!
Jetzt konnte ich auch meine letzten Zweifel beiseite schieben (so ganz sicher war ich mir immer noch nicht gewesen- bildete ich mir vielleicht alles nur ein?).
Im Krankenhaus wurde ich mit Tomaten und Gurke versorgt- ich hatte nichts gefrühstückt, damit sie den Nüchtern-BZ bestimmen konnten und wurde direkt eingewiesen, noch bevor die Laborwerte da waren. Ich bekam meine erste Insulinspritze und war etwas verdutzt, wie schnell plötzlich alles ging.
Wenig später wurde ich mit Kinder/Teeniebüchern zum Thema Diabetes versorgt, die mich ehrlich gesagt nicht wirklich interessierten- ich wusste das Wichtigste ja schon. Deshalb musste ich mir wirklich das Lachen verkneifen, als eine Kinderärztin zu mir kam, mich ruhig ansah und vorsichtig ihren Vortrag mit den Worten: "Zuerst solltest du wissen, dass du keine Schuld an dem Diabetes hast", begann.
Allgemein haben mich die Schulungen und ständigen Tests zwar interessiert aber doch ziemlich genervt- ich war so müde und wollte am liebsten nur schlafen! Die zweistündigen Messungen in der Nacht haben das nicht grade Besser gemacht.
Am ersten Abend nahm ich der Schwester dann den Pen aus der Hand um selbst zu spritzen- bis heute mag ich es nicht wenn man soetwas an mir macht, das übernehme ich lieber selbst;)
Allgemein hat mich die Diagnose weder sehr geschockt noch aus der Bahn geworfen. Ich hab es akzeptiert und war gespannt auf die Herausforderungen, die mein neues Leben mit sich bringen würde.
Nach zehn Tagen durfte ich die Station verlassen- früher als anfänglich geplant, da alles gut lief und ich für selbstständig genug gehalten wurde.
Zurück in der Schule klärte ich meine Klasse auf, was sie tun sollten, wenn ich unterzuckerte und nach drei Monaten war mein Hba1c von 11,2 auf 6,5 gesunken. Die Remissionsphase lief hervorragend, meine Werte waren top, der Diabetes machte mir nichts aus und ihn als Monster zu sehen kam mir gar nicht in den Sinn.
Nunja... Jetzt, etwa anderthalb Jahre nach Ende der Remissionsphase sieht das ein bisschen anders aus. Meine Werte waren seitdem oft recht hoch bis katastrophal und die Kombination "Trennung von (Ex)Freund" und "Versteckte Blasenentzündung" bescherte mir dann am Anfang des Jahres meine erste Nacht auf der Intensivstation. Nach reichlich Infusionen und Insulin waren meine Werte morgens wieder in Ordnung und so konnte ich eine Woche später zu meinem Work and Travel- Trip nach Irland aufbrechen. Das Reisen mit dem Diabetes im Gepäck (im wahrsten Sinne des Wortes) war manchmal schwierig, da die langen Wanderungen und die schwere Arbeit meine Werte nicht nur einmal in den Keller rauschen ließ und mich so teilweise in unangenehme Lagen brachte.
Wer gern einmal etwas über Irland und meine Erfahrungen lesen möchte, der ist herzlich eingeladen auf www.searchingthepotofgold.blogspot.com zu schauen:)
Vor einem Monat bekam ich dann endlich den Omnipod- nur 6 Wochen nach der Antragstellung. Jetzt darf ich ihn drei Monate zur Probe tragen und hoffe sehr darauf, dass sich mein Hba1c verbessert und ich meine kleine künstliche Bauchspeicheldrüse für immer behalten darf! Die dazugewonnene Lebensqualität ist einfach der Hammer- dem Diabetes-Monster wird ordentlich in den Hintern getreten!:)
Mehr zu meinen Erfahrungen mit dem Pod werden in Kürze folgen.

Und hier gleich ein Aufruf für einen Sammelbeitrag: Ich würde mich freuen wenn ihr mir eure Geschichten von der Diagnose und euren Erfahrungen in der ersten Zeit danach per E-Mail oder FB-Nachricht zukommen lasst, sodass ich hier einige Erzählungen veröffentlichen kann und wir so einen spannenden Einblick in die unterschiedlichen Schicksale zu verschiedenen Zeiten und Alter bekommen:)
Ich wünsche euch ein schönes Restwochenende,

Eure Caro:)

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