Samstag, 7. Februar 2015

Bewerbungsgespräch mit dem Monster...

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Hi ihr Lieben!:) Nach langer Zeit wieder was Neues von mir;)

In letzter Zeit ist viel passiert: Ich bin (vorübergehend) umgezogen, hab meinen absoluten Traum-Ausbildungsplatz ergattert und ein Praktikum im Krankenhaus begonnen.

Um meinen Wunschplatz zu bekommen, musste ich natürlich ein Bewerbungsgespräch durchlaufen. Und da ich mich natürlich nicht nur auf diesen einen Platz verlassen wollte, hatte ich nicht nur EIN sondern drei Gespräche- und stand jedes Mal vor der gleichen Überlegung:

Sollte ich sagen, dass ich Diabetiker bin?!

In den einschlägigen Social-Media-Gruppen stößt man immer wieder auf diese Frage und immer wieder scheiden sich die Geister.
Ich persönlich fand es nie eine gute Idee, es direkt beim Bewerbungsgespräch zu sagen, da wir auch sonst oft mit Vorurteilen zu kämpfen haben und ein chronisch kranker eventuell höhere "Risiken" für den Arbeitgeber birgt, als ein vollkommen gesunder.
Ich hab oft mit meinem Freund und meiner Familie darüber gesprochen, die alle der Meinung waren, ich könne es ruhig angeben.
Dann haben wir es jedoch mal ausprobiert: Im Mini-Rollenspiel haben wir versucht, einen Ansatz zu finden, dem potentiellen neuen Chef gut mitteilen zu können, dass man Diabetiker ist- ohne sich dabei selbst durch unglückliche Bemerkungen selbst ins Aus zu befördern:

  • "Ach übrigens, ich bin Typ 1 Diabetiker!"
  • "Eine meiner Stärken ist mein Verantwortungsbewusstsein, das habe ich auch durch den Umgang mit meinem Diabetes erlernt."
  • "Ja, ich bin schwerbehindert, weil ich Diabetiker bin."
Und so weiter und so fort. Für mich klang das alles nicht wirklich gut und auch meine Diskussions-Partner mussten zugeben, dass es schwieriger war, als sie Anfangs dachten. Denn grade, wenn man sich nicht sicher ist, ob der Gegenüber WIRKLICH weiß, was Typ 1 Diabetes bedeutet (und wer, außer ein Betroffener weiß das schon hundertprozentig? ;) ) fängt man doch recht schnell an, sich in Sätze zu verrennen, die nach "Rechtfertigungen" klingen, wie z.B.:

Ich habe Diabetes aber...
  • bin gut eingestellt.
  • war deshalb noch nie krank.
  • komme gut mit der Krankheit zurecht.
und und und... Doch egal wie gut eins dieser Argumente auch klingen mag, irgendwie hatten sie immer den bitteren Beigeschmack einer "Rechtfertigung" für mich.
Ich bin bei Weitem niemand, der sich für seine Krankheit schämt, sich deshalb versteckt oder jemals Ablehnung erfahren hat- doch vielleicht grade wegen Letzterem habe ich mich dazu entschieden, meine Zukunft nicht zu riskieren, indem ich meinen Diabetes angebe. Denn auch das hört man immer wieder: Das Bewerber aufgrund ihrer Erkrankung nicht eingestellt wurden.

So habe ich es also in zwei der drei Gespräche gehandhabt. Es gab keine Fragen in Bezug auf meine Gesundheit (die ja eh unzulässig sind), ich bin aber auch von mir aus nicht darauf eingegangen. In beiden Fällen habe ich ein Ausbildungsplatzangebot erhalten.

Jetzt zum vielleicht interessanteren Teil: Bei meinem dritten Bewerbungsgespräch war ich schon etwas entspannter. Es war eine größere Runde mit Bewerbern, die Schulleitung, die das Gespräch geführt hat überaus freundlich und dem Klinikum, an dem die Ausbildung stattfindet, ist die größte Diabetesambulanz Deutschlands für Kinder und Jugendliche angeschlossen.
Während der Vorstellungsrunde wurde auch gefragt, in welchen speziellen Bereich man den später mit der Ausbildung gehen wolle. "Meine Chance!", dachte ich und habe mich spontan dazu entschlossen, einmal auszuprobieren, wie ein Bewerbungsmanagement auf einen Diabetiker reagiert.
Von der Reaktion war ich äußerst positiv überrascht.
Ich sagte also (wahrheitsgemäß), dass mich der Bereich Diabetologie sehr interessiert und ich mir sehr gut vorstellen könnte, dort später zu arbeiten. Sie fragten, ob ich in meinem näheren Umfeld Diabetiker hätte, also antwortete ich: "Ich bin selbst Diabetiker", und hielt den Atem an.
Ich hätte mit so ziemlich allem gerechnet. Einem stummen nicken. Einem profanen "Okay". Jedoch nicht mit dem Auflachen der Schulleitung, während sie grinsend sagte: "Ich glaube wir haben mittlerweile in so ziemlich jeder Klasse einen Diabetiker. Sagen Sie, kennen Sie den Herrn Prof. Dr. Danne?" Und so kamen wir tatsächlich etwas ins Plaudern.
Die Plätze für diesen Ausbildungsgang waren sehr begrenzt und tatsächlich flatterte ein paar Wochen später ein Brief mit einem Ausbildungsplatzangebot ins Haus.

In diesem speziellen Fall konnte ich also wirklich keine negativen Erfahrungen machen, den Diabetes im Bewerbungsgespräch anzugeben. Trotzdem habe ich es im darauf folgenden Gespräch wieder gelassen.
Für mich muss einfach der Rahmen stimmen und mein Gefühl muss ebenfalls "Ja" sagen.
Denn eigentlich sehe ich auch einfach keinen Grund, zu sagen, dass ich Diabetiker bin, da ich mich weder besonders eingeschränkt fühle, noch irgendwelche "Extrawürste" bekommen möchte.
Wenn ihr es jedoch gern hättet, dass euer zukünftiger Chef es direkt weiß, dann solltet ihr nach einer guten Formulierung suchen, die dieses Gefühl, ihr würdet euch für eure Krankheit "rechtfertigen" nicht aufkommen lässt.

Letztendlich wird euer Arbeitgeber es vermutlich früher oder später eh bemerken.
Das finde ich auch sehr wichtig. Eure Umgebung sollte darüber Bescheid wissen, dass ihr Diabetiker seid. Denn falls ihr doch irgendwann in die unangenehme Situation kommen solltet, dass ihr an eurem Arbeitsplatz ein unfreiwilliges Nickerchen macht, ist es grade für die Notfallsanis gut zu wissen, dass ihr Diabetiker seid um euch damit schnellstmöglich optimal versorgen zu können.


Was für Erfahrungen habt ihr denn im Bewerbungsgespräch/am Arbeitsplatz gemacht?

Über eure Berichte freut sich wie immer eure

Caro